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5 Jahre Geschäftsentwicklung – Interview mit Freiberger Start-up PARFORCE

Die PARFORCE Engineering & Consulting GmbH (PEC) ist eine Ausgründung der TU Bergakademie Freiberg und bietet ein Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphorsäure aus phosphathaltigen Abfallstoffen, um die wertvolle Ressource einem geschlossenen Stoffkreislauf zuzuführen. Das Team besteht aus zwei promovierten Chemikern (Dr. Peter Fröhlich und Dr. Gunther Martin), einem promovierten Ingenieur für Verfahrenstechnik (Dr.-Ing. Reinhard Lohmeier) und einem Diplom-Kaufmann mit MBA (Dipl.-Kfm. Jürgen Eschment MBA). Die von ihnen entwickelte und patentierte PARFORCE-Technologie ermöglicht eine flexible und umweltfreundliche Phosphorrückgewinnung, um Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken und Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich umzusetzen. Zum fünfjährigen Bestehen ihres Unternehmens hat Thomas Klotz vom Freiberger SAXEED Team ein kurzes Interview mit den Gründern zu der Entwicklung des Start-ups geführt:

 

Welche 3 Entwicklungen hat das Start-up PARFORCE in den letzten 5 Jahren am meisten geprägt?

Die Änderung des Abfallrechtes mit der künftigen Verpflichtung zur Phosphor-rückgewinnung für kommunale Kläranlagenbetreiber, die Entwicklung eines weiteren Verfahrens und unsere wachsende Bekanntheit in Fachkreisen sind wohl die bedeutendsten Entwicklungen.

Hinsichtlich der Änderung im Abfallrecht besteht erheblicher Beratungsbedarf bei den direkt und indirekt Betroffenen. Ansätze zur Erfüllung der künftigen Verpflichtungen greifen häufig tief in bestehende Prozesse und Technologien ein. Hier können wir mit unseren Lösungsansätzen und ganzheitlicher Betrachtung punkten. Wir selber lernen hier fortlaufend dazu und runden stetig unser Angebot über das ursprüngliche Produkt- und Dienstleitungsportfolio hinaus ab.

Verschiedene globale Entwicklungen wie die Störung der Lieferketten und Volatilitäten bei den Rohstoffpreisen hat eine unserer technischen Entwicklungen mehr in den Fokus gerückt. Wir haben hier eine weitere Patenanmeldung vorgenommen und sind überzeugt, dass diese technische Lösung mehr als anfänglich gedacht zum Einsatz kommen wird.

Als kleines Start-up mit einem sehr speziellen Angebot können wir uns keine große Vertriebsorganisation leisten. Um unsere Lösungen bekannt zu machen, beteiligen wir uns an großen Forschungsvorhaben der öffentlichen Hand, verfassen Beiträge in einschlägigen Fachpublikationen und halten Vorträge auf Tagungen und Informationsveranstaltungen. Das ist zwar aufwendig und benötigt viel Geduld, aber durch die Eigenart unseres Marktes, der technische Neuerungen nur mit sehr viel Bedacht einführt, scheint uns das der richtige Weg zu sein. Wir werden intensiv von den relevanten Stakeholdern wahrgenommen und können durch unsere fachliche Kompetenz überzeugen. Wir werden inzwischen kontinentübergreifend zu unseren Beiträgen und Technologien kontaktiert.

Haben Sie in dieser Zeit eine Änderung des Geschäftsmodells vorgenommen und falls ja, wie sehen diese neuen Geschäftsfelder aus?

Unser Geschäftsmodell hat sich bislang nicht grundlegend geändert. Wir haben uns zu Beginn der Gründung der PARFORCE eine Vision gegeben und daraus einen strategischen Maßnahmenplan abgeleitet. Sowohl die Vision als auch der Maßnahmenplan haben noch Gültigkeit. Verschiebungen innerhalb der zeitlichen Abfolge und die inhaltlichen Tiefe einzelner strategischer Maßnahmen hat es jedoch gegeben und wird es vermutlich auch weiterhin geben. Das hat etwas mit der Dynamik des Marktes zu tun. Wir haben vor der Ausgründung sehr lange und vertieft den aktuellen und künftigen Bedarf für unsere Leistungen analysiert und daraufhin unsere Entwicklungsarbeit und den Marktangang ausgerichtet. Die großen Entwicklungstrends, die wir vor 5 Jahren gesehen haben, scheinen sich zu erfüllen. Die jeweiligen Änderungen in den Details der großen Trends verfolgen wir möglichst genau und adaptieren unsere jeweiligen Maßnahmen.

Wohin möchten Sie und Ihr Unternehmen sich in den kommenden 5 Jahren entwickeln?

Teil unserer Mission ist es, unsere Technologie zum Industriestandard im Bereich der Phosphatverarbeitung zu machen. Im Bereich der Verarbeitung von Sekundärrohstoffen, insbesondere im Abwassersektor, sehen wir uns auf einem guten Weg.

Als Ausgründung aus einer Hochschule fehlt es häufig an finanzieller aber auch kapazitativer Leistungsfähigkeit. Die fachliche Kompetenz ist zwar eine gute Basis für den Markterfolg, doch in der Industrie muss man auch beweisen, dass man Großprojekte stemmen kann. Hierzu bedarf es strategischer Partner, die hier entsprechende komplementäre Fähigkeiten auf Augenhöhe einbringen. In unserem strategischen Entwicklungsplan war dieser Schritt vorgesehen. Wir hatten da unsere Wunschvorstellung, was das Profil eines künftigen Partners angeht. Seit April 2021 haben wir einen geeigneten Partner, mit dem wir ein Joint-Venture gegründet haben. Das Joint Venture soll Anlagen planen, bauen und betreiben. Ein erstes Ankerprojekt, das große Aufmerksamkeit besitzt, wird derzeit in Nordrhein-Westfahlen realisiert.

Wenn Sie zurückschauen und die Möglichkeit hätten, die letzten 5 Jahre, sowie die Zeit vor der Gründung zu ändern, was würden Sie sich wünschen bzw. was würden Sie anders machen?

Wir haben bisher viel Glück gehabt und auch viel Unterstützung erhalten. Glück in dem Sinne, dass unsere Erwartungen im Großen und Ganzen eingetreten sind. Unterstützung haben wir sicherlich auch dadurch erhalten, dass wir überzeugen konnten.

Wir haben natürlich auch einige negative Erfahrungen gemacht, allerdings haben wir daraus auch einiges gelernt. Bestimmte Dinge werden wir in Zukunft besser machen bzw. sind besser darauf vorbereitet. Also sind diese Erfahrungen wertvoll.

Wenn man sich auf das Abenteuer begibt, ein Unternehmen zu gründen, ist es vermutlich wenig hilfreich, sich bestimmte Bedingungen oder Entwicklungen zu wünschen. Denn dann hat man vermutlich nicht das richtige Angebot bzw. sich nicht das passende Konzept überlegt.

Könnten Sie bestehenden und zukünftigen Start-up Teams einen Ratschlag für deren zukünftige Entwicklung mit auf den Weg geben?

Ratschläge, die wir geben können, müssen nicht zwangsläufig zu den Geschäftsideen oder Randbedingungen Anderer passen.

Was aber vielleicht in vielen Fällen von entscheidendem Vorteil ist, ist die Zusammenstellung eines guten, komplementären Teams, das auch langfristig gut miteinander auskommt. Ich möchte damit sagen: Das Team sollte sehr unterschiedliche Charaktere haben mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen – so ergänzt sich das Team. Weiterhin sollte im Team gemeinsam ein klares Bild davon entwickelt werden, welchen wirtschaftlichen und ggfs. auch darüber hinaus gesellschaftlichen Nutzen die Geschäftsidee bringen soll. Das wäre dann die Vision und hält auch das Team zusammen, weil es interessant und Sinn stiftend ist.

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